Matthias Steffen ist neuer Hauptgeschäftsführer

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade im Interview

Matthias Steffen
Fotostudio Sascha Gramann

Sie übernehmen das Amt des Hauptgeschäftsführers in turbulenten Zeiten. Was sehen Sie als die größte Herausforderung für die kommenden Monate und Jahre an?

Matthias Steffen: Wenn wir unsere Betriebe fragen, dann ist die größte Herausforderung die überbordende Bürokratie. Es gibt mittlerweile junge Handwerkerinnen und Handwerker, die vor einer Existenzgründung oder Betriebsübernahme aufgrund der damit zusammenhängenden Verwaltungsangelegenheiten zurückschrecken. Das kann nicht sein. Aber auch im normalen Betriebsalltag verbringen die Unternehmer mittlerweile viel zu viel Zeit am Schreibtisch als bei ihrer eigentlichen Arbeit. Hier muss ein Umdenken beim Gesetzgeber stattfinden und endlich gehandelt werden. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – das beste Beispiel dafür ist das Lieferkettengesetz, das völlig an der Realität kleiner und mittlerer Unternehmen vorbeigeht. Eine weitere große Herausforderung ist natürlich die Sicherung des Fachkräftenachwuchses.

Welche Rolle sehen Sie für die Handwerkskammer bei der Sicherung des Fachkräftenachwuchses?

Matthias Steffen: Das Thema Fachkräftenachwuchs hängt eng mit dem Thema Berufliche Bildung zusammen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, da ich diesen Bereich die vergangenen Jahre verantwortet habe. Wir haben in den vergangenen Jahren hohe Millionenbeträge mit Förderung von Bund und Land in unsere Technologiezentren investiert, um den Handwerkerinnen und Handwerkern sowohl in der Ausbildung als auch in der Weiterbildung die besten Möglichkeiten zu bieten. Auch in den kommenden Jahren werden wir diesen Weg weiterbeschreiten und uns bei Bund und Land für die entsprechende Förderung einsetzen. Denn nur so können wir gewährleisten, die zukünftigen Fachkräfte des Handwerks optimal zu qualifizieren. Förderung darf also nicht immer nur in den Hochschulsektor fließen, sondern muss auch ins Handwerk. Neben der Qualifikation haben wir als Handwerkskammer natürlich auch einen politischen Auftrag. Wir müssen daran arbeiten, die tollen Ausbildungsberufe im Handwerk und die attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten noch stärker sichtbar zu machen und wir brauchen eine bessere Berufsorientierung, die jungen Menschen die Chancen einer Ausbildung im Handwerk aufzeigt.

Großes Thema ist zurzeit die Künstliche Intelligenz. Wie wollen Sie die Digitalisierung im Handwerk und natürlich auch in der Handwerkskammer, also in der Verwaltung, vorantreiben und welche Unterstützung bieten Sie den Betrieben dabei an?

Matthias Steffen: Was die Künstliche Intelligenz betrifft, so befinden wir uns meiner Einschätzung nach sowohl in der Verwaltung als auch in weiten Teilen des Handwerks noch am Anfang. Ich bin überzeugt, dass moderne Technologien enormes Potenzial für uns bieten, sei es in der Effizienzsteigerung, der Kundenkommunikation oder der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Das gilt sowohl für das Handwerk als auch für die Verwaltung der Handwerkskammer. Mir ist es daher ein großes Anliegen, dass wir als Handwerkskammer gerade in der Kommunikation mit unseren Mitgliedsbetrieben noch digitaler werden und viele Dienstleistungen und Verwaltungsvorgänge digital abwickeln können. Auf der anderen Seite wollen wir unsere Betriebe natürlich auch im Umgang mit diesen Technologien unterstützen und einen Beratungsschwerpunkt auf diesen Bereich setzen.

Welche eigenen Schwerpunkte wollen Sie als Hauptgeschäftsführer setzen. Gibt es etwas, das Ihnen besonders wichtig ist?

Matthias Steffen: Auch wenn ich erst am 1. September offiziell das Amt des Hauptgeschäftsführers übernommen habe, so habe ich schon in der Vergangenheit als stellvertretender Hauptgeschäftsführer mit meinem Vorgänger die Leitlinien der Handwerkskammer gemeinsam erarbeitet. Insofern stehe ich hinter der Entwicklung, die die Handwerkskammer in den vergangenen Jahren genommen hat, und stehe eher für Kontinuität. Was mir aber tatsächlich sehr am Herzen liegt, ist, die Bedeutung des Handwerks als Wirtschaftsmacht von nebenan noch stärker sichtbar zu machen, gerade auch in der Politik. Dazu werden wir am Standort Braunschweig einen zusätzlichen politischen Referenten einstellen, der sich genau um diesen Bereich kümmern soll.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie Hauptgeschäftsführer geworden sind?

Matthias Steffen: Ich bin gelernter Bankkaufmann und habe anschließend Betriebswirtschaftslehre studiert mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann. Im Jahr 2000 habe ich bei der ehemaligen Handwerkskammer Lüneburg-Stade als Betriebswirtschaftlicher Berater angefangen. 2006 habe ich die Leitung der Betriebsberatungsabteilung übernommen. Seit der Fusion der Handwerkskammer Lüneburg-Stade mit der Braunschweiger Handwerkskammer im Jahr 2010 habe ich den Geschäftsbereich Technologische Lehrlingsqualifizierung / Technologiezentren geleitet. 2012 wurde ich dann zum Geschäftsführer gewählt, 2014 zum stellvertretenden Hauptgeschäftsführer.

Und was machen Sie, wenn Sie nicht für die Handwerkskammer im Einsatz sind?

Matthias Steffen: Ich spiele Tennis, und zwar in der, wie wir sagen, „Günter-Wallraff- Liga“, also ganz unten. Da steht der Spaß im Vordergrund. Außerdem habe ich einige ehrenamtliche Tätigkeiten. So bin ich zum Beispiel stellvertretender Bürgermeister in meinem Heimatort Wiepenkathen, einem Stadtteil von Stade. Außerdem spiele ich regelmäßig Doppelkopf. Für ausreichend Freizeitausgleich ist also gesorgt.