Ländliche Räume nicht abhängen

Kammern verabschieden erstmals gemeinsame Empfehlungen zur Stärkung der ländlichen Räume in Niedersachsen

Hochwasser, Überschwemmung, Überflutung, Naturkatastrophe, Wiese, See
Bauerfeld / Handwerkskammer

Ländliche Räume dürfen in ihrer Entwicklung nicht abgehängt werden – das ist die zentrale Forderung von Handwerk und Landwirtschaft in Niedersachsen in ihrem ersten gemeinsamen Empfehlungspapier, das am Montag (24. Juni) vorgestellt wurde.  „Vor dem Hintergrund der Transformation sowie der zunehmenden Abwanderung junger Menschen in die Ballungsgebiete muss die Gleichwertigkeit urbaner und ländlicher Räume stärker in den politischen Fokus gerückt werden“, betont Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsens (LHN). Es sei notwendig, dass landesweit bei politischen Weichenstellungen diese übergeordnete Zielsetzung verstärkt berücksichtigt werde – auch zur Entlastung von Ballungszentren. „Gerade unser großer Kammerbezirk von Cuxhaven bis Goslar ist in weiten Teilen ländlich geprägt. Das bringt besondere Herausforderungen mit sich, für die es Lösungen braucht.“ Das Empfehlungspapier sei daher in der Vollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade auf breite Zustimmung gestoßen und einstimmig verabschiedet worden.

„In Niedersachsen als zweitgrößtem Flächenland ist die Entwicklung ländlicher Räume zentral für eine stabile und nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), der gemeinsam mit Eckhard Stein, dem Vorsitzenden der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen e.V. (LHN), das gemeinsame landesweite Empfehlungspapier der LWK und LHN der Öffentlichkeit präsentierte. Die Einzelziele des Papiers betreffen insbesondere vier Bereiche:

  • den Ausbau der Infrastruktur zur Stärkung der ländlichen Räume
  • die Nutzung und Erschließung der Nachhaltigkeitspotenziale von Handwerk und Landwirtschaft zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe
  • die Förderung betrieblicher Innovations- und Digitalisierungspotenziale der Betriebe zur Bewältigung des strukturellen Wandels sowie
  • die Unterstützung einer ganzheitlichen Bildungspolitik zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften in den Betrieben.


„Nur mit diesen Zielsetzungen können klare, strukturpolitische Akzente gesetzt und ein Beitrag zu einem besseren Gleichgewicht zwischen ländlichen Räumen und Ballungszentren gewährleistet werden“, erklärte Stein. „Handwerk und Landwirtschaft sind nicht nur Arbeitgeber und Ausbilder, sondern darüber hinaus auch zentrale Akteure vor Ort zur Versorgung der Bevölkerung und dem Erhalt der Vitalität ländlicher Strukturen.“ Schwetje ergänzt: „Die Stärkung und Schaffung regionaler Kreisläufe erfordert die Einbindung von Landwirtschaft und Handwerk. Ohne landwirtschaftliche und handwerkliche Betriebe ist die ökonomische, ökologische und – nicht zu vergessen – die soziale Entwicklung der ländlichen Räume in Niedersachsen kaum denkbar.“ Durch ihr breites ehrenamtliches Engagement in Schulen, Kindergärten und Vereinen und sonstigen örtlichen Initiativen seien Vertreterinnen und Vertreter beider Wirtschaftsbereiche vor Ort sehr engagiert. „Die ländlichen Räume tragen maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität in Niedersachsen bei.“



Hintergrund: Von der Ems bis an die Elbe bilden über 86.000 Betriebe aus dem Handwerk und gut 35.000 Unternehmen aus der Landwirtschaft das Rückgrat der niedersächsischen Wirtschaft - und das speziell in den ländlichen Räumen. Die landwirtschaftlichen Betriebe haben ihre Produktionsstandorte fast ausschließlich im ländlichen Raum. Im Handwerk sind fast 60 Prozent der niedersächsischen Betriebe dort angesiedelt.

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