Kabinettsgespräch mit dem Handwerk

Handwerkskammern und Landesregierung treffen sich zum Austausch in Braunschweig.

Die Spitzen der niedersächsischen Handwerkskammern und die Landesregierung.
Handwerkskammer

„Die Zeiten sind turbulent und trotz einer noch robusten Wirtschafslage ist die Stimmungslage im Handwerk schlecht,“ sagte Eckhard Stein, Vorsitzender der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) zu Beginn des traditionellen Kabinettsgesprächs zwischen den Spitzen der niedersächsischen Handwerkskammern und der Landesregierung am Dienstag in Braunschweig. Vor diesem Hintergrund sei der persönliche Austausch von großer Bedeutung und die Bandbreite der Themen zeige, dass der Gesprächsbedarf im Handwerk hoch sei. Das bestätigte auch Ministerpräsident Stephan Weil und betonte sowohl die wirtschaftliche als auch die gesellschaftliche Bedeutung des Wirtschaftsbereiches Handwerk, für das er große Wertschätzung habe.

Handlungsbedarf sieht das Handwerk vor allem im Bereich Bildung und Fachkräfte. Neben der Vermittlung von Kernkompetenzen wie Lesen, Rechnen und Schreiben in den Grundschulen müsse auch die berufliche Orientierung in den Schulen deutlich verbessert werden. Die Kammern bemängelten, dass zu viele junge Menschen weder einen Ausbildungs- noch einen Studienabschluss vorweisen könnten. Verpflichtender Werkunterricht zur Schulung der motorischen Fähigkeiten sei deshalb genauso wichtig wie die Einführung einer Praktikumsprämie. Kultusministerin Julia Hamburg sagte zu, das Handwerk intensiv in die Weiterentwicklung der Berufsorientierung in den Schulen einzubinden. Auch die Verbesserung der Kernkompetenzen in den Grundschulen sieht Hamburg mit Blick auf die Erhöhung der Schulstunden in den entsprechenden Fächern auf einem guten Weg.

Zur Stärkung der beruflichen Bildung sei aus Sicht des Handwerk außerdem die Sicherstellung der Finanzierung der überbetrieblichen Bildungsstätten mit zehn Millionen Euro für die Investitionen und zwölf Millionen Euro für die überbetriebliche Unterweisung entscheidend. „Das Land hat sein Versprechen eingehalten für das Jahr 2024“, sagte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, allerdings sei wichtig, dass eine angemessene Finanzierung auch zukünftig verlässlich sei. Laut Ministerpräsident Weil habe das Land die Finanzierung der Bildungsstätten in der mittelfristigen Haushaltsplanung berücksichtigt. Das zeige, dass das Land diese wichtige Aufgabe erkenne, bestätigte auch Finanzminister Gerald Heere.

Darüber hinaus forderte das Handwerk auch bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konkrete Schritte. Um junge Menschen zu motivieren, unternehmerisch tätig zu werden und bestehende Betriebe zu übernehmen, seien weitere Verbesserungen im unternehmerischen Umfeld erforderlich. Speziell beim Bürokratieabbau dürfe es keinen Rückschritt geben. „Die niedersächsische Clearingstelle als zentrale Stelle der Bürokratievermeidung muss zwingend in die Vorhaben aller Ministerien eingebunden werden, um diese auf bürokratische Belastungen für KMU zu prüfen,“ forderten die Handwerksvertreter. Wirtschaftsminister Olaf Lies kündigte an, die Weiterentwicklung der Clearingstelle voranzutreiben. Und auch der Ministerpräsident bestätigte, dass sich das gesamte Kabinett Bürokratievermeidung und -abbau zur Grundsatzaufgabe gemacht habe. Das Handwerk könne dabei mit eigenen Vorschlägen unterstützen.



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