Das Werk ist vollendetFassadensanierung am Verwaltungssitz Braunschweig
Die Handwerkskammer hat die Fachwerkfassade des von Veltheimschen Hauses am Braunschweiger Hauptverwaltungssitz nach einem genau erstellten Plan, in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde und mithilfe einer Vielzahl erfahrener Handwerksbetriebe saniert. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten waren nötig, damit das Haus in seiner historischen Substanz erhalten und zugleich als Verwaltungssitz der Handwerkskammer weiterfungieren kann.
Die Arbeiten an der Fassade des Gebäudes am Burgplatz wurden zum 1. Juni 2021 abgeschlossen. Die Kosten für die Fassadensanierung betragen etwa eine halbe Million Euro. An der Finanzierung beteiligen sich die Bundesrepublik Deutschland mit 120.000 Euro, das Land Niedersachsen mit 98.875 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 90.000 Euro sowie die Stadt Braunschweig und die Borek-Stiftung gemeinsam mit 3.000 Euro.
Phase 7: Das Werk ist vollendet
Seit dem 1. Juni 2021 ist die Sanierung der Fassade des Von Veltheimschen Hauses nach etwa zehnmonatiger Bauzeit erfolgreich abgeschlossen. Wer nun sagt, sie erstrahle in neuem Licht, hat so sehr Unrecht nicht. Denn die Fassade ist nicht nur in bestem baustatischem Sinne instandgesetzt, sondern auch äußerlich verändert worden. Grundlage des „neuen“ Erscheinungsbildes ist der optische Zustand nach der letzten großen Renovierung im Jahr 1868. Mithilfe alter Bilder und Fotografien sowie mikroskopisch genauer Untersuchungs- und Analysemethoden ist es den Restauratoren gelungen, die originalen historischen Farbtöne und Materialien zu identifizieren und in Zusammenarbeit mit handwerklicher Meisterschaft sehr weitgehend zu rekonstruieren. Das Ergebnis ist die Wiederherstellung eines zentralen Braunschweiger Baudenkmals, an das sich das eine oder andere Auge vielleicht erst wird gewöhnen müssen, welches aber erst jetzt seinen besonderen Charakter und seine feinen Gestaltungsmerkmale in ihrer ursprünglichen Schönheit erkennen lässt.
Phase 6: Erste Zwischenziele erreicht
Infolge der umfangreichen Sanierungsarbeiten hat sich der Zustand der Fassade des Von Veltheimschen Hauses bereits deutlich verbessert. Durch die Herstellung kraftschlüssiger Verbindungen an Stützen und Schwellen wurde auch die gesamte Statik des 450 Jahre alten Gebäudes wieder stabilisiert. Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Nach Abschluss der Putz- und Mörtelanalysen an den Gefachen werden nun klaffende Verbindungen geschlossen, hohlliegende und schadhafte Oberflächen repariert oder ausgetauscht, überputzte Balkenränder gesäubert und sämtliche harten Verkittungen an Holzverbindungen im Fachwerk entfernt. Besonders umfangreich gestalten sich hierbei die Sicherungsarbeiten an der dreigeschossigen Utlucht. Fortschritte gibt es auch an der Fensterfront. Neben der Instandsetzung von Blendrahmen und Bekleidungsbrettern sowie der Sanierung sämtlicher Verkittungen steht hier aktuell die Erneuerung der Lackierung nach historischen Vorgaben an. Nahezu abgeschlossen ist mittlerweile die außerplanmäßige Schwammsanierung von Teilen des Dachbodens. Mithilfe eines mehrstufigen Verfahrens, welches aus der Entfernung des starkbefallenen Materials, einer systematischen Mikrowellenbestrahlung sowie der Aufbringung spezieller chemischer Holzschutzmittel besteht, konnte der Schädlingsbefall erfolgreich und nachhaltig bekämpft werden.
Phase 5: Die Renaissance der Holzkeildolle
Die denkmalschutzgerechte Restaurierung der Holzteile des teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fachwerks erfordert die Anwendung besonderer Techniken. Eine wichtige Reparaturverbindung zwischen dem Bestandsholz und neu eingefügten Teilen ist die ebenfalls aus Holz gefertigte, meistens leicht konisch geformte, gekeilte Dolle – die sogenannte Holzkeildolle. Sie verbindet die Holzteile sicher und beständig und gewährleistet zuverlässig die Funktion von Schwellen und Stützen. Für ihre Anfertigung und fachgerechte Verwendung werden denkmalerfahrene Zimmerleute benötigt. Die Verwendung der Holzkeildolle bei der Instandsetzung des Fachwerks am von Veltheimschen Haus dient auch der Gewinnung von Erkenntnissen für den Einsatz dieser traditionellen Reparaturtechnologie bei historischen Holzstrukturen im Sinne des Denkmalschutzes.
Phase 4: Gute Fortschritte und neue Erkenntnisse
Im Oktober konnten die Instandsetzungsarbeiten des Fachwerks im Erdgeschoss bis zur „Utlucht“ hin abgeschlossen werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Restaurierung insgesamt komplexer ist als angenommen, denn es ergeben sich fast täglich neue Befunde und damit auch Schwierigkeiten. So sind etwa die Schwellen und Stützen des Dachstuhls, der an das Landesmuseum grenzt, deutlich schwerer von Holzkernfäule befallen als ursprünglich angenommen. Bei der Freilegung von Gefachen tauchen zum Teil in Vergessenheit geratene Versorgungsleitungen oder Kabel mit ungeklärter Funktion auf. Bei der Abnahme der Sichtbohlen von den Schwellen der Außenfassade gab es ebenfalls Überraschungen: Sie waren bei einer früheren Renovierung nur mit PU-Leim verklebt worden, der jetzt erst einmal aufwändig entfernt werden muss, bevor eine fachgerechte Befestigung erfolgen kann. Darüber hinaus sind mehrere Zapfenverbindungen im historischen Fachwerk statisch mangelhaft und nicht kraftschlüssig installiert worden.
Phase 3: Die Holz- und Gefachsanierung beginnt
Die freigelegten Schäden müssen nun denkmalschutzgerecht behoben werden. Konkret heißt das, möglichst viel von der historischen Bausubstanz zu erhalten. Leider ist dies nicht überall möglich. Das freigelegte Lehmflechtwerk der Gefache in der Durchfahrt zum Innenhof ist so stark geschädigt, dass es teilweise durch Ziegelsteine im historischen Reichsformat ersetzt werden muss. Auch an den Holzteilen der Tordurchfahrt ist viel in Ordnung zu bringen. Einige der Grundschwellen, Stützen und Anschlüsse sind so stark angegriffen, dass sie „gesundgeschnitten“ und partiell durch sorgsam ausgewähltes neues Holz ersetzt werden müssen. Bei kleineren Schäden, Fehlstellen und Verformungen wird versucht, einen Austausch zu vermeiden. Hierzu sind manchmal recht ausgefallene Maßnahmen notwendig. So erfahren etwa die Hölzer der rückwärtigen Tordurchfahrt eine Mikrowellenbehandlung zur Bekämpfung des Befalls durch holzzerstörende Organismen und Schädlinge. Auch an der dreigeschossigen „Utlucht“ zum Burgplatz hin wird saniert. Nach Ausräumung der Gefache unterhalb der Fenster müssen dort die Eckstützen zur Sicherheit vorübergehend durch eine Rückverankerung aus Metallbändern gesichert werden.
Phase 2: Jetzt geht es ans Eingemachte
Nachdem die Sandstrahl- und Rückbauarbeiten weitgehend abgeschlossen wurden, konnten die zum Teil erheblichen Schäden am Fachwerk genauer in Augenschein genommen werden: Stützen und Schwellen im Bereich der Tordurchfahrt sind stark von Schädlingen befallen und müssen teilweise ausgetauscht werden. Auch die geputzten Felder in den Gefachen zeigen stellenweise starke Schäden durch Feuchtigkeit und Schädlinge. Zum angrenzenden Landesmuseum ist ein ausgedehnter Schwammschaden unter der Traufe zu sanieren. An der dreigeschossigen „Utlucht“ zum Burgplatz hin ergaben die Freilegungsarbeiten Schäden am Balkenwerk sowie zwischenzeitlich erfolgte Änderungen an der Gebäudestruktur, die nun wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden soll. Aufwändig gestaltet sich auch die Entfernung der zahlreichen Beschichtungen an Fenstern und Metallteilen, die alle möglichst erhalten bleiben sollen.
Phase 1: Eingeplante Fassade „à la Christo“
Dem Verhüllungskünstler Christo hätte es gefallen: Die Fassade des Verwaltungssitzes der Handwerkskammer am Braunschweiger Burgplatz ist seit ein paar Tagen vollständig weiß eingeplant. Der Hintergrund ist allerdings nicht künstlerisch, sondern restauratorisch, denn die Fassade des Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert benötigt eine systematische Ertüchtigung. Die erste Phase der Arbeiten hat nun begonnen. Sie besteht neben der Einrüstung und Einplanung aus einer eingehenden restauratorischen Untersuchung des Fachwerks, der Demontage von Fensterbänken und Blechen sowie umfangreichen Sandstrahlarbeiten an den lackierten Bohlen und Balken.