HerbstkonjunkturumfrageSofortiger Tritt auf Energiepreisbremse erforderlich
Das Handwerk erwartet einen deutlichen Dämpfer für die Konjunktur. In der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade erreicht der Geschäftsklimaindex 83 Punkte, vor einem Jahr hatte er noch bei 131 Punkten gelegen. „Aktuell laufen die Geschäfte in weiten Teilen des Handwerks noch gut. Die Erwartungen im Hinblick auf die künftige wirtschaftliche Entwicklung haben sich jedoch dramatisch eingetrübt“, erklärt Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer den Rückgang des Geschäftsklimaindex. Eine Konjunkturstabilisierung und Eindämmung der Inflation könne nur gelingen, wenn die Energiepreise zügig wieder auf ein bezahlbares Niveau gesenkt werden. „Wir brauchen jetzt einen kräftigen Tritt auf die Energiepreisbremse. Weder unsere Betriebe noch die Verbraucher können bis zum März auf eine klare Entlastungsregelung warten, sonst geht die Verunsicherung weiter und vor allem energieintensive Betriebe geraten immer mehr in Schieflage“, sagt Sudmeyer.
Aktuell bewertet jeder zweite Handwerksbetrieb (51 Prozent) seine Geschäftslage zwar noch als gut, weitere 35 Prozent sind zufrieden mit der wirtschaftlichen Lage. Ganz anders das Bild bei den Erwartungen: Eine Mehrheit von 55 Prozent der befragten Betriebe rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. 40 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus, lediglich fünf Prozent erwarten eine Verbesserung. Saisonal üblich würden die Geschäftserwartungen im Herbst zurückgehen, sagt Sudmeyer. „Einen vergleichbaren Einbruch der Erwartungen haben wir jedoch lediglich im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie registriert.“
Im dritten Quartal war die Umsatzentwicklung im Handwerk leicht rückläufig. Ein Drittel (32 Prozent) der befragten Betriebe verzeichnete sinkende Umsatzzahlen. Nur 22 Prozent meldeten Umsatzzuwächse. Der Auftragsbestand ging ebenfalls leicht zurück, die Zahl der Beschäftigten blieb annähernd stabil. 96 Prozent der Befragten waren von steigenden Einkaufspreisen bei Energie, Rohstoffen, Material und Vorprodukten betroffen. 66 Prozent gaben die Preissteigerungen an ihre Kunden weiter. Sudmeyer weiß: „Die Verkaufspreise lassen sich jedoch nicht beliebig nach oben schrauben, viele kommen bereits an eine Schmerzgrenze. 64 Prozent der befragten Handwerksbetriebe spüren bereits jetzt eine zunehmende Kaufzurückhaltung bei ihren Kunden“.
In der Zukunft rechnen die Handwerksbetriebe mit einem spürbaren Rückgang der Nachfrage. Jeder zweite Betrieb (52 Prozent) erwartet ein Abschmelzen des Auftragsbestandes, nur elf Prozent gehen von einer Erhöhung aus. Unterm Strich rechnet jeder dritte Handwerksbetrieb in den kommenden Monaten mit Umsatzeinbußen, die auch zu einem Rückgang der Beschäftigung führen dürften.
Den stärksten Konjunktureinbruch verzeichnen die energieintensiven Nahrungsmittelhandwerke. Der Geschäftsklimaindex sackt um 98 Punkte ab und erreicht nur noch 33 Punkte. Auch in den Gesundheitshandwerken hat sich das Geschäftsklima von 133 Punkten im Vorjahr auf 62 Punkte mehr als halbiert. Einen erneuten Rückschlag nach der starken Corona-Betroffenheit erleben die Personenbezogenen Dienstleistungshandwerke, wo der Geschäftsklimaindex durch die zunehmende Kaufzurückhaltung um 51 Punkte auf 65 Punkte zurückfällt. Nach den Lieferschwierigkeiten bei Neuwagen macht sich auch im Kraftfahrzeughandwerk die Eintrübung des Konsumklimas bemerkbar. Der Geschäftsklimaindex erreicht nur noch 73 Punkte (minus 53). Mit Blick auf die gewerblichen Kunden ergibt sich ein ähnliches Bild bei den handwerklichen Zulieferern, wo der Geschäftsklimaindex um 50 Punkte auf 72 Punkte zurückgeht. Weiter steigende Preise und die eingeläutete Zinswende lassen das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe um 41 Punkte auf 89 Punkte eintrüben. Mit 95 Punkten (minus 40 Punkte) bleibt das Geschäftsklima in den Ausbauhandwerken an der Spitze, insbesondere die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und Effizienz-Maßnahmen ist weiter hoch.
Blick auf die Handwerkskonjunktur in den Regionen
Braunschweig
49 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 35 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten sechs Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 32 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 62 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 76 Punkten um 49 Punkte unter dem Vorjahreswert von 125 Punkten.
Lüneburg
54 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 36 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten sechs Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 49 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 45 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 94 Punkten um 38 Punkte unter dem Vorjahreswert von 132 Punkten.
Stade
50 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilen ihre Geschäftslage im dritten Quartal als gut, weitere 34 Prozent als befriedigend. Für die kommenden Monate erwarten vier Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage, 39 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus. 57 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex liegt mit aktuell 79 Punkten um 55 Punkte unter dem Vorjahreswert von 134 Punkten.