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Handwerksparlament fasst die Forderungen und Wünsche des Handwerks zusammen.Positionspapier zur Kommunalwahl

„Starke Kommunen – starkes Handwerk“ – unter diesem Motto hat die Vollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade am 27. April ein Positionspapier zu den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 12. September verabschiedet. Es enthält eine Zusammenfassung der aktuellen mittelstandspolitischen Positionen des regionalen Handwerks mit kommunalem Bezug.

Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, wies anlässlich der Verabschiedung des Papiers auf die engen Beziehungen zwischen Handwerk und Kommunen hin: „Das Handwerk ist oft der wichtigste Arbeitgeber und Ausbilder in einer Kommune.“ Es trage maßgeblich zur positiven Wirtschaftsentwicklung in der Region bei. „Handwerksbetriebe sind in der Regel eng verbunden mit dem eigenen Ort und stärken das bürgerschaftliche Engagement in den Kommunen, ob im Verein, in der Freiwilligen Feuerwehr, in der Kirche oder in der Kommunalpolitik selbst“, betont Bade.

Andererseits seien die Kommunen wichtige Auftraggeber für das regionale Handwerk und zuständig für die Standortbedingungen vor Ort hinsichtlich Steuern und Abgaben, Bildung, Infrastruktur und Verkehr. Gerade bei der Bewältigung der coronabedingten Folgen komme es daher noch stärker auf die richtige Weichenstellung vor Ort an. „Wir brauchen verlässliche und motivierende Rahmenbedingungen für das Handwerk, die eine nachhaltige Entwicklung von Unternehmen ermöglichen, die regionale Wertschöpfung fördern und den Gründergeist stärken“, so Bade. „Wir verstehen das Positionspapier als Empfehlung für die Kommunalpolitik und stehen als Handwerkskammer ebenso wie die Handwerkerschaften vor Ort jederzeit für Gespräche zur Verfügung.“

Download des Positionspapiers

Stimmen aus dem Handwerk

"Das Handwerk ist oft der wichtigste Arbeitgeber und Ausbilder in einer Kommune. Es trägt maßgeblich zur positiven  Wirtschaftsentwicklung in der Region bei. Handwerksbetriebe sind in der Regel eng verbunden mit dem eigenen Ort und stärken das bürgerschaftliche Engagement in den Kommunen, ob im Verein, in der Freiwilligen Feuerwehr, in der Kirche oder in der Kommunalpolitik selbst. Andererseits sind die Kommunen wichtige Auftraggeber für das regionale Handwerk und zuständig für die Standortbedingungen vor Ort hinsichtlich Steuern und Abgaben, Bildung, Infrastruktur und Verkehr. Gerade bei der Bewältigung der coronabedingten Folgen kommt es daher noch stärker auf die richtige Weichenstellung vor Ort an. Wir brauchen verlässliche und motivierende  Rahmenbedingungen für das Handwerk, die eine nachhaltige Entwicklung von Unternehmen ermöglichen, die regionale Wertschöpfung fördern und den Gründergeist stärken. Wir stehen für die Kommunalpolitik und als Handwerkskammer ebenso wie die  Handwerkerschaften vor Ort jederzeit für Gespräche zur Verfügung."



Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade
Fotostudio Sascha Gramann

Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade



Norbert Schmudlach, Kreishandwerksmeister Rotenburg
Privat

Norbert Schmudlach, Kreishandwerksmeister Rotenburg



"Da der Landkreis Rotenburg/W. sehr ländlich geprägt ist, sind die technischen Voraussetzung für einen guten Standortfaktor nicht flächendeckend gegeben. Die Digitalisierung und die damit verbundenen Prozesse spielen auch im Handwerk eine große und wichtige Rolle. So werden in allen Gewerken mittlerweile digitale Kommunikationsmedien und digitalisierte Auftragsbearbeitung verwendet. Das setzt zwingend eine gute und bezahlbare Infrastruktur voraus. Hier fehlt es leider in der Fläche in unserem Landkreis an vielen Orten. Ein Glasfaseranschluss sollte heute jedem Gewerbetreibenden kostengünstig zur Verfügung stehen, um den digitalen Anforderungen gerecht zu werden. Gleiches gilt für ein flächendeckendes Mobilfunknetz, bestenfalls ein flächendeckendes 5G-Netz. Hier sind wir im Landkreis Rotenburg noch meilenweit entfernt. Um die notwendigen und knappen Ressourcen in Sachen Personal für die Handwerksbetriebe zur Verfügung zu stellen, muss eine ganztägige Kinderbetreuung auch im ländlichen Bereich gewährleistet sein. Im Bereich Rotenburg ist dieses Thema nicht vollständig zufriedenstellend gelöst."



"Grundsätzlich erwarte ich von unseren Kommunen im Landkreis Helmstedt eine funktionierende aber auch perspektivisch ausgerichtete Infrastruktur und deren verantwortungsvolle Weiterentwicklung. Von den kommunalen Verwaltungen wünsche ich mir ein noch stärkeres Selbstverständnis in Richtung eines bürgerorientierten Dienstleisters mit regionaler Verantwortung. Die Themenfelder sind aber vielfältig und gerade in den letzten Monaten haben wir alle erleben müssen, wie existentiell eine gute und bedarfsgerechte Kinderbetreuung in den Kindertagesstätten und Schulen ist. Zum einen um eine bestmögliche Förderung der Kinder zu erreichen, zum anderen, um den Eltern eine verlässliche Betreuung anzubieten. Aus meiner Sicht ist der weitere Ausbau einer ganztägigen Kinderbetreuung wichtig. Dazu gehört auch eine entsprechende Hortstruktur mit einem attraktiven Nachmittagsangebot für die Grundschüler. Aber auch in den Bereichen der weiterführenden Schulen, der Bildungsträger und der Berufsschule gibt es eine Vielzahl von Ansätzen, die das Handwerk nur mit der Politik und den Verwaltungen weiterentwickeln kann."



Martin Bauermeister, Kreishandwerksmeister Helmstedt
Privat

Martin Bauermeister, Kreishandwerksmeister Helmstedt



Lutz Scholz, Arbeitnehmervizepräsident der HandwerkskammerBraunschweig-Lüneburg-Stade
Fotostudio Sascha Gramann

Lutz Scholz, Arbeitnehmervizepräsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade



"Das wichtigste Thema für uns Beschäftigte im Handwerk ist eine ordentliche Vergütung. Ich erwarte von der Kommunalpolitik, dass öffentliche Aufträge nur an Innungsmitglieder vergeben werden, d.h. nur an Unternehmen mit Tarifbindung und (je nach Betriebsgröße) einer Beschäftigtenvertretung. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte im Handwerk erhalten nach 45 bis 50 Arbeitsjahren eine zu geringe Altersversorgung, sind von Altersarmut bedroht. Das gilt es gemeinsam zu ändern. Wichtig ist die Förderung des örtlichen ehrbaren Handwerks, der Innungen. Ich wünsche mir von der Kommunalpolitik einen regelmäßigen Austausch mit dem Handwerk, auch mit den Beschäftigtenvertretungen der Handwerksunternehmen."



"Den Peiner Kommunen muss in Zukunft der Spagat zwischen Eigenständigkeit und Anbindung an die Zentren Hannover und Braunschweig besser gelingen. Besonderes Augenmerk sollte hier auf dem Ausbau des Nahverkehrs in die Zentren und das Vorhalten aller kommunalen Dienstleistungen vor Ort liegen. Die Schaffung und Ansiedlung weiterer neuer Arbeitsplätze in Stadt und Landkreis Peine ist wichtig, damit Peine keine reine „Schlafstadt“ wird. Für die duale Ausbildung braucht das Handwerk einen starken schulischen Partner. Hier fehlt es oftmals an Investitionen der Schulträger, aber auch an Einflussnahme der Kommunen gegenüber dem Land Niedersachsen. Im Bereich der Auftragsvergaben wäre das Ausnutzen der Vergabewertgrenzen für das örtliche Handwerk sehr hilfreich. Schön wäre es auch, wenn Vergabestellen endlich den Unterschied zwischen dem billigsten Angebot und dem wirtschaftlichsten Angebot berücksichtigen würden. Von Verwaltung und Politik erwartet das Handwerk mehr Flexibilität, Kreativität und Schnelligkeit als kleine Kommune zwischen den 'Großen Zentren'."



Jörg Glagow, Kreishandwerksmeister Peine
Privat

Jörg Glagow, Kreishandwerksmeister Peine