Michelle Bollhöfer absolviert eine Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin.
Bartel / Handwerkskammer

Viele Frauen erlernen spannende Handwerksberufe. Wir haben die angehende Kraftfahrzeugmechatronikerin Michelle Bollhöfer an ihrem Arbeitsplatz besucht. "Ich muss immer in Bewegung sein"

Dass Michelle Bollhöfer eine Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin macht, verdankt sie ihren Eltern: „Sie haben mich ermutigt, mich in diesem Bereich zu bewerben“, sagt die Auszubildende im 2. Lehrjahr. Ein Praktikum als Arzthelferin hatte ihr schon gezeigt, dass das nichts für sie ist. „Ein Bürojob ist auch nicht das Richtige – ich muss immer in Bewegung sein.“ Schon ihre Mutter hätte gerne eine Ausbildung in einer Kfz-Werkstatt gemacht. Weil das aber zu der Zeit nicht üblich war, habe sie sich dagegen entschieden. Ihrer Tochter habe sie daher eine handwerkliche Ausbildung nahegelegt, weil sie ihren Interessen entspreche.

Nach einem Praktikum in einer LKW-Werkstatt merkte Michelle Bollhöfer, dass Autos ihr Ding sind. „Je größer das Fahrzeug, desto besser“, sagt sie. Dass sie sich erst nicht in Werkstätten beworben hat, begründet sie mit der Angst, dass sie die Arbeit körperlich nicht schafft. Inzwischen habe sie aber festgestellt, dass diese Angst unbegründet war. „Es gibt Hilfsmittel und Tricks, die bei schweren Tätigkeiten helfen“, erklärt Michelle Bollhöfer. Da im Wolfenbütteler Autohaus Cremer, in dem sie lernt, auch eine Gesellin arbeitet, bekommt sie auch von ihr Unterstützung. „Als Frau hat man aber oft den Vorteil, dass man filigrane Dinge besser kann als Männer. Manchmal können wir dann die Arbeit einfach tauschen“. Mit seiner Kraft müsse man haushalten. Zum Beispiel wird in der Reifenwechselzeit der Rücken stark beansprucht. „Zum Ausgleich gehe in ein Fitnessstudio und mache Krafttraining. Das hilft meinem Rücken“, sagt die Auszubildende.

Im Alltag muss Michelle Bollhöfer nicht gegen Vorurteile ankämpfen. „Mein Betrieb hat schon gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Frauen gemacht. Ich habe gute Bedingungen hier vorgefunden.“ In der Berufsschule hätten ihr aber Mitschüler bestätigt, dass Vorurteile gegenüber Frauen in anderen Werkstätten durchaus vorkämen. In ihrer Schule ist sie die einzige Frau. Für Michelle Bollhöfer schließen sich Frau und Kraftfahrzeugmechatronik nicht aus: „In meiner Freizeit bin ich ein Mädchen, das gerne shoppen geht und mit Freundinnen zusammen ist. In der Werkstatt liebe ich die Abwechslung und baue am liebsten Sachen auseinander und wieder zusammen.“ Unfallautos seien beispielsweise eine tolle Herausforderung.

Frauenförderung

Christina Völkers, Leiterin der Koordinierungsstelle zur Frauenförderung in der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, ist Ansprechpartnerin für Frauen im Handwerk. Sie bietet Hilfe beim beruflichen Wiedereinstieg nach der Familienphase mit verschiedenen Weiterbildungen. Die Berater*innen in der Kammer helfen außerdem bei allen beruflichen Fragen weiter vertraulich und kostenlos. Das Weiterbildungsprogramm ist auf die persönlichen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten und entspricht den aktuellen Erfordernissen auf dem Arbeitsmarkt. Dabei wird auf familienfreundliche Unterrichtszeiten und kleine Seminargruppen geachtet. Durch Zuschüsse aus EU- und Landesmitteln können die Teilnahmegebühren gering gehalten werden.



Christina Völkers, Abteilungsleiterin Koordinierungsstelle zur Frauenförderung Handwerkskammer

Christina Völkers

Projektleiterin Koordinierungsstelle zur Frauenförderung

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