Vizepräsidentin Heidi Kluth (vorne) mit den Mitgliedern des neu gegründeten Beirates.
Handwerkskammer

Handwerkskammer gründet Frauenbeirat

Der erste Frauenbeirat einer Handwerkskammer in Deutschland wurde am 23. Februar in Lüneburg in der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gegründet. „Frauen stellen zwar die Hälfte der Bevölkerung, jedoch nur ein knappes Fünftel der im Handwerk Tätigen“, sagte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer. Vor dem Hintergrund des großen Fachkräftebedarfs im Handwerk wolle der Frauenbeirat daher einen Umdenkungsprozess anstoßen, und zwar sowohl bei den Frauen als auch im Handwerk selbst, also bei den Betrieben und Ausbildern. „Der Beirat will den dauerhaften Rahmen dafür bilden, eine positive Willkommenskultur für Frauen in den Betrieben zu schaffen und Frauen Perspektiven im Handwerk aufzuzeigen“, so Bade.

Die Schaffung des Beirats geht zurück auf eine Initiative von Heidi Kluth, Vizepräsidentin der Handwerkskammer und ehemalige Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk. „Der Beirat soll die Kompetenzen möglichst vieler Menschen aus unterschiedlichen Bereichen für unser Ziel mobilisieren. Wir wollen gemeinsam mehr weibliche Auszubildende, Gesellinnen, Meisterinnen, Unternehmerinnen und auch Ehrenamtsträgerinnen für das Handwerk gewinnen“ sagte Kluth, die auch Vorsitzende des Beirates ist. Mitglied des Beirats „Frauen.Handwerk.Zukunft“ sind daher nicht nur haupt- und ehrenamtliche Vertreter der Handwerkskammer, sondern auch des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, der Arbeitsagentur Lüneburg, der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsens, der Kreishandwerkerschaft Harburg sowie der Unternehmerfrauen im Handwerk. Geplant sind regelmäßige Sitzungen, in denen die Konzeption und Umsetzung konkreter Maßnahmen erarbeitet werden soll. Das bestätigt auch Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer: „Wir wollen konkrete Ergebnisse erzielen und nicht nur reden. Das ist uns wichtig.“

 

Drei Fragen an Heidi Kluth

Was war Ihr Antrieb, diesen Frauenbeirat ins Leben zu rufen?

Heidi Kluth: Ich möchte, dass das Handwerk endlich weiblicher wird. Ich weiß, diese Forderung ist nicht wirklich neu. Sie begleitet mich schon sehr lange in meinem Leben im und für das Handwerk. Aber diese Forderung ist es wert, weiter daran zu arbeiten. Handwerk und Frauen sollen besser als bisher zusammenfinden, zusammenpassen und natürlich zusammenbleiben. Und zwar nicht, um eine Ideologie oder Quote durchzusetzen, sondern weil Frauen vielmehr sehr gute Handwerkerinnen sind und es schlicht kein Handwerk gibt, für das eine Frau nicht geeignet wäre. Und vor allem, weil wir es uns im Handwerk einfach nicht mehr leisten können, auf Frauen als Nachwuchs-, Fach- oder Führungskräfte zu verzichten.

Was streben Sie konkret in dem Beirat an?

Heidi Kluth: Wir brauchen eine Willkommenskultur für Frauen im Handwerk und das nicht nur auf dem Papier. Denn Papier ist, wie wir wissen, geduldig. Sicherlich werden wir auch mal etwas Schlaues aufschreiben, aber es wird hoffentlich nicht unsere Hauptbeschäftigung sein, Resolutionen zu verfassen oder uns über Konzepte zu streiten. Wir wollen möglichst dicht dran an der Praxis sein und überall, wo es möglich ist, konkrete Maßnahmen in Gang setzen. Wir haben deshalb die Türen unseres Beirats auch weit aufgemacht, um die Kompetenzen vieler Menschen aus unterschiedlichen Bereichen für unser Ziel zu mobilisieren. Denn wir brauchen Ideen, Kritik, Wissen und Bereitschaft zum Handeln von vielen Seiten, um mehr weibliche Azubis, Gesellinnen, Meisterinnen, Unternehmerinnen und auch Ehrenamtsträgerinnen ins Handwerk zu bekommen.

Nun gibt es ja bereits viele Projekte oder Kampagnen, die sich mit dem Thema "Frauen und Handwerk" beschäftigen. Was will der Beirat anders machen?

Heidi Kluth: Wenn wir das Thema „Frauen und Handwerk“ als strategisches Zukunftsthema sehen, dann werden wir ihm mit kurzfristigen Projekten oder Kampagnen nicht gerecht. Denn diese enden nach ein oder zwei Jahren und danach ist leider oft niemand mehr da, der dafür sorgen könnte, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse auch befolgt und in praktisches Handeln umgesetzt werden. Wir wollen mit dem Beirat also nicht nur unsere Kräfte bündeln, sondern sie auch verstetigen. Der Beirat ist gekommen, um zu bleiben. Und ich bin sehr froh, diesen Beirat leiten zu dürfen, und gespannt auf das, was wir gemeinsam erarbeiten werden.

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BU: Vizepräsidentin Heidi Kluth (vorne) mit den Mitgliedern des neu gegründeten Beirates. (© Handwerkskammer).





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