Markus Kynast hat seinen Tischlerei-Betrieb in Schandelah an seinen langjährigen Mitarbeiter Lutz Natho übergeben.Erfolgreiche Betriebsübergabe

»Die Zeit war jetzt reif.«

Markus Kynast von Treppenbau Kynast
Bauerfeld / Handwerkskammer
Markus Kynast

Nach drei Jahrzehnten Betriebsführung zieht sich Markus Kynast aus der Geschäftsführung zurück, arbeitet aber weiterhin im Betrieb mit.

Mit 51 denkt kaum ein Betriebsinhaber über einen Nachfolger für das eigene Unternehmen nach. Tischlermeister Markus Kynast hingegen hat die Übergabe in diesem Alter längst vollzogen. Er hat seinen Tischlerei-Betrieb in Schandelah an seinen langjährigen Mitarbeiter Lutz Natho übergeben. Die Nachfolgemoderation und Betriebsberatung der Handwerkskammer stand während des Nachfolgeprozesses beiden zur Seite.

Spezialisiert hatte sich der gelernte Möbeltischler auf den Treppenbau. „Ich war Anfang 20 als ich meinen Betrieb in Schandelah gründete. Damals habe ich noch fast alles im Angebot gehabt“, erklärt er. Irgendwann habe ihn aber das „Treppenfieber“ gepackt: „Ich wollte mich von der Masse absetzen – das war am Ende mein Erfolgsrezept.“

Nach drei Jahrzehnten Betriebsführung nun der Rückzug: „Die Zeit war jetzt reif“. Sein langjähriger Mitarbeiter Lutz Natho bot sich als Übernehmer an. „Für mich war sofort klar, dass ich einwillige“, erinnert sich Natho. So war die wichtigste Entscheidung im Nachfolgeprozess schnell gefallen. Gemeinsam mit der Nachfolgemoderation und Betriebsberatung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade wurden dann alle weiteren Hürden genommen.

„Markus Kynast wünschte sich eine Begleitung des Übergabeprozesses von Anfang an“, sagt Bettina Otte-Kotulla, Nachfolgemoderatorin der Handwerkskammer in Braunschweig. Diesem Wunsch sei sie gerne nachgekommen. „Da es sich um eine Übergabe an einen Mitarbeiter handelte, war die Ausgangslage recht unkompliziert“, erklärt sie. Dennoch gab es einige Punkte, die Entscheidungen und Absprachen zwischen den Parteien erforderten.

„Eine passende Unternehmensbewertung, die Einigung über den Kaufpreis und Fördermöglichkeiten galt es abzuklopfen“, sagt Betriebsberater Achim Klawun. Auch er war in den Übergabeprozess des Betriebs eingebunden, war bis zu den Bankgesprächen des Übernehmers beratend tätig. „Die Übergabe lief reibungslos und sehr harmonisch ab“, darin sind sich Otte-Kotulla und Klawun einig.

Tischlermeister Markus Kynast resümiert heute: „Ich war dreißig Jahre im Laufschritt, immer auf der Überholspur unterwegs.“ Seine Zeit als Selbstständiger sei nicht immer leicht gewesen. „Ich wollte einfach etwas kürzer treten und anderen das Zepter überlassen.“ Mit der gefundenen Lösung sei er daher sehr zufrieden: „Ich wollte gern weiterhin aktiv im Betrieb mitarbeiten.“ Mit seinem leitenden Mitarbeiter Lutz Natho sei eine solche Lösung möglich gewesen. „Wir haben über 27 Jahre zusammengearbeitet, er kennt den Betrieb und mich.“ Für die Kunden habe es keine größere Umstellung gegeben. Die Umstellung für Lutz Natho war dennoch etwas größer: „Zwar kannte ich bereits alle Abläufe, aber die Verantwortung ist natürlich gewachsen.“ Die Entscheidung bereue er in keinster Weise: „Die Übernahme hat mir Türen geöffnet. Ich möchte in naher Zukunft weitere  Mitarbeiter einstellen und sehr gern ausbilden.“ Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. „Auch künftig möchte ich für unsere Kunden gut aufgestellt sein.

»Für mich war sofort klar, dass ich einwillige.«

Lutz Natho von Treppenbau Kynast
Bauerfeld / Handwerkskammer
Lutz Natho

Die Übergabe an den langjährigen Mitarbeiter lief harmonisch und reibungslos ab.



Video

Wie ein Übergabeprozess ablaufen kann, sehen Sie im Video.

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Betriebsübergabe


Zwei Fragen an...
...die Nachfolgemoderatorin

Was war das Besondere an der Anfrage und dem gesamten Übergabeprozess der Tischlerei Kynast, Frau Otte-Kotulla?

Der reibungslose Ablauf. Für Herrn Kynast und Herrn Natho war es von Anfang an wichtig, dass der gesamte Übergabeprozess eng von mir als Nachfolgemoderatorin begleitet wird, das ist nicht alltäglich. Das Wesentlichste ist aber, dass sowohl der Übergeber als auch der Nachfolger immer strikt bei der Sache geblieben sind. Beide hatten ein klares Ziel vor Augen und haben ihre „Hausaufgaben“ stets sehr zeitnah und konsequent erledigt. Na ja, und nicht zuletzt sticht natürlich auch das gute Verhältnis der beiden hervor. Nach so langer Zusammenarbeit kennt man sich, weiß sich gegenseitig einzuschätzen und das verhindert Unstimmigkeiten.

Welche Umstände machen einen Nachfolgeprozess langwieriger oder auch umständlicher?

Da gibt es so einige Punkte, es geht ja um Menschen und da wird es schnell persönlich. Am ehesten wäre aber herauszuheben, dass die Suche nach einem Nachfolger mitunter einige Jahre dauern kann. Befindet sich also kein potenzieller Nachfolger in der Familie oder im Kreis der Mitarbeiter, ist es anzuraten, rechtzeitig mit der Suche zu beginnen. Außerdem ist die Kommunikation wichtig. Jede Partei hat ihre eigenen Interessen, dennoch ist es hilfreich sich hin und wieder in die Situation des Gegenübers hinein zu versetzen und ggf. Verständnis füreinander aufzubringen. So lassen sich zeitraubende Konflikte von vornherein vermeiden.





...den Betriebsberater

Welches waren die relevantesten betriebswirtschaftlichen Fragen, die es im Nachfolgeprozess der Firma Kynast zu klären galt, Herr Klawun?

Zunächst einmal ging es darum, den Wert des Unternehmens zu ermitteln. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Bestimmung eines Unternehmenswertes bei vielen Betriebsübergaben der neuralgische Punkt ist. Der Übergeber möchte bei einer Übergabe natürlich einen möglichst hohen Preis erzielen, der Übernehmer auf der anderen Seite möglichst wenig bezahlen. Die Wahrheit liegt meist in der Mitte. Als Betriebsberater der Handwerkskammer ermitteln wir gern eine faire Basis für Verkaufsverhandlungen. Mit Hilfe eines bundesweit standardisierten Bewertungsverfahrens wird auf Basis des Ertragswertverfahrens ein realistischer Wert für Handwerksunternehmen errechnet. Damit ist gewährleistet, dass ein Handwerksbetrieb in Braunschweig nach gleichen Kriterien wie in Berlin oder Bitterfeld bewertet wird.

An welchen Knackpunkten entscheidet sich, ob ein Übergabeprozess erfolgreich verläuft oder doch noch scheitert?

Die häufigsten Knackpunkte im Übergabeprozess sind Unternehmensbewertung, Kaufpreis und Finanzierung. Gelingt es nicht, dass sich beide Seiten auf einen angemessenen Unternehmenswert verständigen, ist das Thema durch. Und wenn sich für das Vorhaben keine Kapitalgeber begeistern lassen, wird eine Umsetzung ebenfalls häufig unmöglich. Damit es soweit gar nicht erst kommt, empfiehlt sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit erfahrenen Beratern aus der Handwerksorganisation.



Betriebsberater Achim Klawun
Bauerfeld / Handwerkskammer
Betriebsberater Achim Klawun

Mehr Infos

Wenn Sie sich mit dem Thema Betriebsübergabe intensiver beschäftigen möchten, stehen Ihnen die Nachfolgemoderatorinnen der Handwerkskammer gerne zur Seite.

Betriebsübergabe im Handwerk