Jan Henning Heidenreich und seine Erfindung: eine Vorrichtung zur sicheren De- und Wiedermontage von Radgewichten.
Schmitz / Handwerkskammer

Die Heidenreich Elektrotechnik & Elektromaschinenbau GmbH aus Lüneburg hat eine Vorrichtung zur sicheren De- und Wiedermontage von Radgewichten bei Traktoren entwickelt. Aus Tradition innovativ

Drei Jahre ist es her, dass sich Jan Henning Heidenreich die ersten Gedanken zu seiner Erfindung gemacht hat: eine  Vorrichtung zur sicheren De- und Wiedermontage für die Radgewichte von Ackerschleppern. Im November 2019 wurde die Vorrichtung auf der Agritechnika, der weltweit größten Messe für Landtechnik, vorgestellt, bekam dadurch viel Aufmerksamkeit, schaffte es inzwischen auf das Titelbild einer großen Landmaschinenzeitschrift, gewann 2020 den Lünale Handwerkspreis und ist in diesem Jahr für den Innovationspreis Niedersachsen nominiert.

Alles begann mit der Anfrage einer Werkstatt für Landmaschinen. Ein Arbeitsunfall veranlasste das Agrarunternehmen nach einer sicheren Lösung für die Montage von Radgewichten bei Ackerschleppern zu suchen. Die Radgewichte haben ein Gewicht von bis zu 1,3 Tonnen. Durch die Anbringung tief in der Felge war die Arbeit nicht nur personal- und zeitintensiv, sondern auch gefährlich. „Da ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, meine Tante einen landwirtschaftlichen Hof hat und ich somit schon früh Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hatte, war ich sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt“, erinnert sich Jan Henning Heidenreich. „Alles, was mir realistisch erscheint, versuche ich auch zu bauen“, sagt der Handwerker. Der Maschinenbauer hat im Familienbetrieb Heidenreich Elektrotechnik & Elektromaschinenbau GmbH in Lüneburg gelernt, im Anschluss ein Studium in Hamburg absolviert und parallel dazu den internationalen Schweißfachmann gemacht. „Ich würde behaupten, dass ich ein Händchen für das Schweißen habe. Deshalb hat mir die Konstruktion dieser Vorrichtung auch so viel Spaß gemacht“, berichtet Heidenreich. Nach ersten Konstruktionsentwürfen, gefolgt von Prototypen, konnten dem Kunden 2019 zehn Exemplare der Vorrichtung verkauft werden. Ohne die Vorrichtung benötigte die Werkstatt mit zwei Arbeitskräften 30 Minuten für die Montage eines Radgewichts. Mit der Vorrichtung ist die Montage in nur fünf Minuten von einer Arbeitskraft ausführbar. Zudem wurde das Unfallrisiko um ein Vielfaches verringert, da das Gewicht für den Schlep-per zu jeder Zeit fixiert ist.

„Als wir die ersten Vorrichtungen ausgeliefert haben, ist uns klar geworden, dass wir hier etwas richtig Gutes gebaut haben“, sagt Heidenreich. Dabei wusste zu Beginn der Entwicklungsarbeit eigentlich niemand, wie dieses Gerät auszusehen hat. Lediglich bestimmte Kriterien bezüglich der Sicherheit sollten erfüllt werden. Tage, Wochen und Monate hat Jan Henning Heidenreich damit verbracht, Versuche durchzuführen und Prototypen zu bauen. „Irgendwann habe ich aufgehört, meine Stunden zu zählen. Ich würde vermutlich vom Glauben abfallen, wenn ich anhand der Stunden sehen würde, wie viel Lebenszeit in die Vorrichtung geflossen ist“, erzählt der Maschinenbauer. Die ganze Entwicklungsarbeit sei zudem sehr nervenaufreibend gewesen, denn niemand konnte wissen, wie und ob sich eine Nachfrage zu der Vorrichtung entwickelt. „Deshalb musste die Vorrichtung besonders gut werden und durch Qualität überzeugen. Ich wollte keinen Standard machen, sondern etwas Außergewöhnliches“, erzählt Heidenreich.

Jan Henning Heidenreich und seine Erfindung: eine Vorrichtung zur sicheren De- und Wiedermontage von Radgewichten.
Schmitz / Handwerkskammer

Nachdem die ersten Vorrichtungen ausgeliefert wurden, hat sich Jan Henning Heidenreich um die Patentierung seiner Erfindung gekümmert. „Die Patentrecherche hatte ein unbeschreibliches Glücksgefühl in mir ausgelöst. Das gesamte Gerät samt Einzelkomponenten war noch nir-gendwo auf der Welt patentiert worden. Da wurde mir erst so richtig bewusst, dass ich etwas Neues erfunden habe“, so der Maschinenbauer. Im November 2019 stellte er seine Erfindung schließlich auf der Agritechnica, der weltgrößten Messe für Landtechnik, als Weltneuheit vor. „Das war das erste Mal, dass wir uns einen Messestand für eines unserer Produkte ausdenken mussten“, erinnert sich der Handwerker. „Das war Neuland für mich und ein unfassbar schönes Gefühl. So viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen haben sich für meine Kons-truktion interessiert und das war fantastisch“, schwärmt Heidenreich. Alles schien in die richtige Richtung zu laufen und die Vorrichtung hatte Bekanntheit erlangt. Eine große Zeitschrift für Landmaschinen portraitierte die Vorrichtung, brachte sie auf das Titelbild und eine eigene Internetseite wurde erstellt. Doch dann kam die Corona-Krise. „Die Pandemie hat die ganze Entwicklung leider ausgebremst. Umso mehr hat es mich gefreut, dass wir im Novem-ber 2020 den Lünale Handwerkspreis mit unserer Vorrichtung gewinnen konnten“, erzählt Heidenreich. Der entstandene Werbefilm und die Berichterstattung sei schöne Werbung für die Hebevorrichtung gewesen.