Spezi-Metzger Alexander Richter
Handwerkskammer

TitelthemaMettwochs beim Spezi-Metzger

Millionen Aufrufe in den sozialen Netzwerken hat Spezi-Metzger Alexander Richter mit seinen Videos aus dem Betriebsalltag. Vertriebsweg Reel und Story sind für ihn durch seine Online-Präsenz mittlerweile fast ein Selbstläufer.

Reichweite, Follower und Likes für vollere Auftragsbücher? „Das funktioniert großartig“, sagt Fleischermeister Alexander Richter. Mit den Videos und Beiträgen seiner Social-Media-Kanäle TikTok und Instagram erreicht der 23-Jährige täglich Hunderttausende. Seine Strategie: Zeigen, was seinen Handwerksbetrieb auszeichnet, authentisch sein und Angebote machen. Wenn er morgens um sechs Uhr auf den „Tacho“ schaut, läuft die Kamera längst. Dann steht er meist mit Schwester Madita vor Ofen, Edelstahltisch oder Fleischmischer und präsentiert frische Waren zum Leberkäse-Dienstag, Mettwoch oder zum Bayrischen Donnerstag in einer Lautstärke, die den dudelnden Schlager im Hintergrund übertönt. Vor zwei Jahren kam seinem Vater Christoph und ihm die Idee, den Menschen zu zeigen, was die Dorfschlachterei im Elm auszeichnet: „Wir bieten richtig gute Qualität und Waren aus geheimen Familienrezepten“, sagt Alexander Richter. Direkt nach seiner Meisterprüfung startete er daher vor der Kamera durch: „Das Burger-Beef der Schnellrestaurants ist kein Maßstab, wir präsentieren wirklich leckere Waren aus Harzer Fleisch.“ An dieser Fleischpräsentation finden jeden Tag so viele Menschen Gefallen, dass von weither angereist und gekauft wird. Patrick aus Darmstadt verfolgt Alex seit Monaten auf TikTok: „Die 400 Kilometer waren mir egal, ich wollte unbedingt den Pizzafleischkäse von den Spezi-Metzgern probieren“, erzählt der 33-Jährige während eines Selfies mit Alex. Die beiden 19-jährigen Wolfgang und Simon aus Regensburg haben zum Mittagessen den Weg ins kleine Wolsdorf gefunden. Dazu gab es ein Foto mit dem Fleisch-Influencer. „So geht das täglich“, sagt Christoph Richter. Der 57-Jährige steht hinter der Kamera, wenn sein Sohn Alex den Fleischkäse anschneidet oder die Petersilie in die Wurstmasse rührt. Niemand habe damit gerechnet, dass die Social-Media-Präsenz so ein großer Erfolg wird. „Wir haben Anfragen aus Mexiko und Kanada“, verrät Meister Christoph. Einen Online-Shop gebe es aber aus gutem Grund nicht: „Schlechte Erfahrungen mit der Konkurrenz und den Kunden haben uns zum Direktkontakt umschwenken lassen.“ Per WhatsApp werden Angebot-PDF mit Fotos an den potenziellen Käufer verschickt. Der ordert dann mit Adressangaben und bezahlt per PayPal. „Ich bekomme täglich bis zu 140 Anfragen direkt aufs Handy und kann mir so gleich ein Bild von den Menschen machen“, erklärt der Fleischermeister. Verschickt werde die Ware dann im Kühlpaket. Abwechslungsreich darf das Angebot sein, genauso wie die Videos in den sozialen Netzwerken variieren sollten: „Es braucht immer mal wieder eine neue Idee für Produkt und Content“, sagt Alex. Es müsse schließlich das Interesse und die Spannung gehalten werden. „Das ist schon viel Arbeit und kostet eine Menge Zeit“, gibt er zu bedenken Oft gebe es mehrere hundert Kommentare oder Nachrichten auf einen Beitrag, die der Influencer nicht unbeantwortet lassen möchte. „Das mache ich dann abends oder am Wochenende“, erzählt er. Mittlerweile habe er eine mediale Präsenz, die fast überwältigend sei: Sat1, NDR, Regionalzeitungen, sogar beim Frühstücksfernsehen saß er bereits live dabei. „Hier im Betrieb vor der Kamera zu stehen, macht mir gar nichts aus – live im Fernsehen bin ich dann doch etwas nervös“, gesteht Alex Richter. „Ich bin eigentlich eher der schüchterne Typ“, betont er. Das Potenzial, im Handwerk bei TikTok oder Instagram richtig durchzustarten, hat laut Spezi-Metzger-Team jeder Betrieb: „Es gibt so viele originelle Typen im Handwerk, die jeden Tag Tolles erschaffen. Sie müssen es nur authentisch präsentieren.“ Wenn es ihm jetzt noch gelinge, über seine Social-Media-Kanale an Fachpersonal zu kommen, sei das Betriebsglück perfekt: „Ich versuche immer mal wieder zu platzieren, dass wir auf der Suche nach Personal sind. Bisher mit wenig Erfolg.“ Aber auch in diesem Punkt ist ans Aufgeben nicht zu denken, denn beim Spezi-Metzger heißt das Motto „Wir schaffen das.“

Instagram & TikTok: @spezissteakschmiede

Web: www.spezimetzger.de

 

7 Schritte in die erfolgreiche Social-Media-Welt

  • Möglichst präzise Zielsetzung definieren: Kundengewinnung? Neue Produkte promoten? Image aufbauen? Je klarer, desto besser.
  • Ein Social-Media-Team zusammenstellen: Idealerweise sind der Betriebsinhaber selbst sowie mindestens zwei weitere Mitarbeiter beteiligt. So kann der Prozess beobachtend gesteuert werden und einer der beiden Mitarbeiter treibt ihn wahlweise voran. Vor allem jüngere Mitarbeiter sind social-Media-affin und haben Lust auf diese Aufgabe.
  • Kapazitäten für sich und Mitarbeitende schaffen: Festgelegte Tage zur Veröffentlichung der Posts helfen sowie regelmäßige Uhrzeiten für Kommentare.
  • Einen Content-Plan erstellen: Nach dem ersten Post ist vor dem zweiten: Ein Content-Plan legt bestenfalls konkret fest, wann auf welchem Kanal welche Inhalte gepostet werden. Einmal ins Rollen gekommen, wird das Posten von Inhalten nach und nach wesentlich leichter fallen.
  • Im Internet informiereun oder Seminare belegen: Andere Unternehmen oder Wettbewerber bei deren Social-Media-Aktivitäten zu beobachten, kann hilfreich sein. Es muss nicht von Anfang an alles perfekt sein, aber ein gewisses Grundwissen ist wichtig und sinnvoll.
  • Mit den Business-Lösungen der Social-Media-Kanäle vertraut machen: Der Facebook Business Manager bietet beispielsweise für Unternehmen sehr viel mehr Möglichkeiten wie Analysetools zur Erfolgsmessung als ein privater Kanal. Auch für Instagram, TikTok und LinkedIn gibt es Business-Lösungen.
  • Kanäle aufsetzen: Zum Start empfiehlt es sich, maximal ein bis zwei Kanäle wie z. B. Facebook und Instagram mit den gleichen Inhalten zu bespielen. Lieber erstmal langsam starten und dann Schritt für Schritt die Aktivitäten wachsen lassen.