
TitelthemaAbgesichert für den Notfall?
Schlimme Vorstellung: Ein Feuer oder Hochwasser zerstört den Betrieb, der Inhabende wird plötzlich krank oder verstirbt. Neben dem möglichen Verlust von Leben, Gesundheit oder Materiellem kann ein ganzes Unternehmen als Arbeitgeber vor dem Aus stehen, wenn niemand für den Notfall vorgesorgt hat. Über Vorsorgegedanken und Notfallplanung berichten Zimmerermeisterin Annette Schaper und Tischlergeselle Robert Skowronek mit seinem Chef Karsten-Michael Gödecke.
"Es ist eine Art von Vermögenssicherung, einen Notfallplan zu haben."
Annette Schaper, Zimmerermeisterin Zimmerei Schaper aus Braunschweig
Ohne mich wird es problematisch“, betont Annette Schaper. Sie ist Zimmerermeisterin und leitet den Familienbetrieb in Braunschweig. Wenn einem das so richtig bewusst werde, dann müsse schnellstmöglich ein Plan her, der im Notfall greife. „Ich bin zwar nicht akut krank oder geschwächt, aber mit einem entsprechenden Notfallplan würde ich mir selbst ein besseres Gefühl geben“, vermutet die 54-Jährige. Zurzeit baue sie sehr auf die Unterstützung ihrer Eltern und auf einen angestellten Meister. Käme es jedoch zu einer länger andauernden Einschränkung oder einem Ausfall ihrer Person, sei vieles nicht ausreichend geregelt. „Das muss ich dringend ändern“, sagt Annette Schaper. Insbesondere wenn alles bei einer Person zusammenlaufe, müsse dringend Vorsorge betrieben werden. Momentan sei es ein absoluter Katastrophenfall für den Betrieb, wenn sie als Chefin plötzlich im Koma läge. „Es ist schließlich eine Art von Vermögenssicherung, einen Notfallplan zu haben“, erklärt die Meisterin. Wie schnell könne ein Ausfall des Chefs zur Finanzfalle werden, wenn Verbindlichkeiten, Gehälter oder die Rechnung für den Werkstattstrom nicht beglichen werden. Entsprechende Vollmachten seien nun in Arbeit: „Das ist nur der erste Schritt, aber der wesentliche“, sagt Schaper. Für ihren Notfallplan müsse sie sich nun rechtlichen Beistand holen, interne Gespräche führen. „Es hängt vieles an einer umfangreichen Absicherung, aber ich werde besser schlafen, wenn dieses Thema endlich geregelt ist“, betont sie.
"Ein Notfallkoffer mit Pins, Passwörtern und Vollmachten."
Robert Skowronek, angestellter Tischlermeister
Gut schlafen möchte Robert Skowronek gern bereits bei Betriebsübernahme. Der Tischlermeister möchte in den nächsten Jahren in die Fußstapfen seines Chefs treten, die Gödecke GmbH zusammen mit seinem Kollegen Timo Nehring übernehmen. Übergabegespräche laufen bereits. Für den 30-Jährigen ist die frühzeitige Absicherung schon jetzt ein wichtiges Thema: „Es kann jederzeit etwas passieren“, sagt Skowronek. Erst zu handeln, wenn der Notfall bereits da ist, sei für ihn keine Option. Eine schwere Krankheit mit Todesfolge im engsten Familienkreis habe ihm bereits vor ein paar Jahren gezeigt, wie wichtig es sei, Vorsorgepläne zu haben. „Meist sind Entscheidungen mit getrübtem Blick nur sehr eingeschränkt möglich“, erzählt er. Dies solle ihm als Betriebsinhaber keinesfalls passieren. Eine Art Notfallkoffer schwebt ihm vor: „Sämtliche Passwörter, Pins, Transaktionsnummern, Zugänge, Berechtigungen und Vollmachten müssen irgendwo abgelegt werden, ob nun digital oder physisch“, erklärt er. Zwar gebe es künftig eine Doppelspitze im Unternehmen, aber auch hier seien Transparenz und entsprechend zugängliche Informationen unbedingt notwendig, sollte es zu einem unerwarteten Ausfall eines Geschäftsführenden kommen. Er habe dieses Thema sein ganzes Berufsleben als Selbstständiger vor sich hergeschoben, immer mit dem Wissen, dass sein Ausfall für den Betriebsablauf schlimme Folgen haben könnte. „Ich habe es tatsächlich verdrängt“, erklärt er. Seinen Betrieb so gewissenhaften jungen Tischlern zu überlassen, gebe ihm nun ein gutes Gefühl. „Ich helfe mit meinem Erfahrungsschatz, weil ja auch mir der Erfolg und das Fortbestehen der Tischlerei Gödecke am Herzen liegt“, betont der 62-Jährige.
Notfallvorsorge im Betrieb
Interview mit Adrienne Blum, Betriebs- und Gründungsberatung der Handwerkskammer