Die Mitglieder der Vollversammlung 2019-2024
Fotostudio Sascha Gramann

TitelthemaWas das Ehrenamt bewegt hat

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade hat von 2019 bis 2024 für das Handwerk im Kammerbezirk Braunschweig-Lüneburg-Stade einige Weichen gestellt. Geprägt von Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimafragen, zeigt sich eine umfangreiche Bilanz der Legislaturperiode zum Stichtag der konstituierenden Sitzung der neuen Vollversammlung. Hier ein paar Auszüge:

Investitionen

Die Handwerkskammer hat in den vergangenen fünf Jahren mit Hilfe von hohen Förderungssummen von Bund und Land in die Standorte Braunschweig, Lüneburg, Stade und Königslutter investiert, um die Zukunftsfähigkeit der Technologiezentren zu garantieren. Der Neubau und die Modernisierung von Werkstätten, Mensen, Gästehäusern und die Erschaffung von Parkmöglichkeiten standen dabei im Mittelpunkt. Genehmigt wurden während der nun endenden Legislaturperiode für ein künftiges Investitionsvolumen von etwa 95 Millionen Euro eine Förderung in Höhe von 63 Millionen Euro. Das Geld fließt auch in die Modernisierung von Küche und Mensa im ehemaligen Steinmetzzentrum Königslutter. Hier ist allein ein Investitionsvolumen von acht Millionen Euro vorgesehen.

Gemeinsam als Arbeitgeber und Arbeitnehmer und als Vertreter der großen und kleinen Betriebe verschiedener Gewerke sorgen wir solidarisch dafür, dass das Handwerk und seine Organisation zukunftsfähig aufgestellt sind.

Detlef Bade, Präsident

Pandemie / Ukrainekrieg

Während der Coronapandemie setzte sich die Kammer immer wieder mit Nachdruck für die Verbesserungen für kleine und mittlere Handwerksbetriebe ein. Insbesondere in Fragen zur Kurzarbeit, Hygieneplänen und bei den Corona-Hilfen war dies essentiell für viele Mitgliedsbetriebe. Ein Newsletter informierte regelmäßig zu wichtigen Entwicklungen. Eine coronabedingte Schließung der Technologiezentren konnte in dieser Zeit weitestgehend verhindert werden. Über eine Coronakompensation für die Bildungsstätten (4,3 Mio. Euro. 2020; 1,8 Mio. Euro 2021) freuten sich Ehrenamt und Hauptamt gleichsam. Während des Beginns des Ukraine-Kriegs belasteten die Energiepreise und Lieferprobleme das Handwerk enorm. Mit Appellen, vielen Gesprächen und Forderungen wurde hier einiges erreicht: für die Handwerkskammer gab es eine Energiekostenkompensation, (8,8 Mio. Euro als Pauschalleistung). Auf die Dezemberhilfe im Jahr 2022 folgten im Jahr darauf auf Nachdruck Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom fürs Handwerk.

Interessenvertretung

Das Handwerk in Niedersachsen positioniert sich in vielen politischen und wirtschaftlichen Fragen und erlangt mit Hilfe von Positionspapieren, die die Vollversammlung verabschiedet Gehör und Einfluss. Wähend der Legislaturperiode 2019 bis 2014 sind Beispiele hierfür die Ausführungen zur Landtagswahl 2022, das Positionspapier zur Reform der ÜLU-Drittelfinanzierung oder auch die Forderung nach ganzheitlicher Förderung einer nachhaltigen Zukunftstechnologie und Erkennung der Potenziale des Handwerks im Bereich Wasserstoff. Darüber hinaus hat die Handwerkskammer bis zur politischen Zusage an der Meistergründungs- und –anerkennungsprämie mitgewirkt. Augenmerk galt auch der Fortführung der Nachfolgemoderation und Innovationsförderung. Der Digitalbonus konnte verlängert werden. Außerdem wurde erreicht, dass die Clearingstelle Bürokratievermeidung fortgeführt wird.

Fachkräfte

Der erste Frauenbeirat einer Handwerkskammer in Deutschland wurde gegründet. Vor dem Hintergrund des großen Fachkräftebedarfs im Handwerk soll der Frauenbeirat der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade einen Umdenkprozess anstoßen, und zwar sowohl bei den Frauen als auch im Handwerk selbst, also bei den Betrieben und Ausbildern. Gemeinsam soll erreicht werden, mehr weibliche Auszubildende, Gesellinnen, Meisterinnen, Unternehmerinnen und auch Ehrenamtsträgerinnen für das Handwerk zu gewinnen. Die Vollversammlung forderte in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Bedingungen für selbstständige Betriebsinhaberinnen während und nach der Schwangerschaft. Mit den Ausbildungsbotschaftern wurde außerdem ein Weg generiert, dem Fachkräfteproblem zu begegnen: Auszubildende bringen Schülerinnen und Schülern das Handwerk näher, in der Sprache der Jugend, an deren Schulen.

Damit mehr junge Frauen den Weg ins Handwerk finden, brauchen wir Vorbilder, positive Geschichten und eine ehrliche Willkommenskultur. Mit der Gründung des Frauenbeirats sind wir auf dem richtigen Weg.

Heidi Kluth, Arbeitgeber-Vizepräsidentin

Digitalisierung

Der Vollversammlung lag während der Legislaturperiode insbesondere das Thema Digitalisierung am Herzen. Neben dem Einführen von Videokonferenzen während der Coronapandemie wurden auch für die Betriebe Onlineangebote geschaffen: Zum Beispiel der Lehrvertag für Auszubildende kann von Betrieben endlich online ausgefüllt werden. Außerdem beschließt die Vollversammlung die Einführung eines umfassenden Kundenportals, das künftig die Datenerfassung und den Informationsfluss erheblich papierlos erleichtert. Eingeführt wurde weiterhin die Software Allris zur Digitalisierung des gesamten Schriftverkehrs zwischen dem Hauptamt und dem Ehrenamt, um klimafreundlich und sparsam zu sein.

Nachhaltigkeit

Die Vollversammlung der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade hat das niedersächsische Grundsatzpapier „Handwerk und Nachhaltigkeit“ verabschiedet. Das gemeinsame Grundsatzpapier der niedersächsischen Handwerkskammern ist eine Darstellung der Leistungen und Potenziale des Handwerks in den drei Nachhaltigkeitsfeldern Ökonomie, Ökologie und Soziales, und zwar im Spiegel der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es soll als Argumentationshilfe dienen, um konkrete Forderungen des Handwerks zu untermauern und die öffentliche und politische Wahrnehmung des Handwerks als Nachhaltigkeitsgarant zu stärken. Das Thema Nachhaltigkeit steht für die ehrenamtlichen Vollversammlungsmitglieder wie für das gesamte Handwerk auf jeder Agenda. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, regionales Engagement, Ausbildung von Fachkräften und kurze Wege gehören für viele Handwerksbetriebe zum festen Alltag. Zudem ist das Handwerk die erste Adresse, wenn es um Klimaschutz und die Energiewende geht.

Die dauerhafte Etablierung der Weiterbildung von Ehrenamtsträgern durch Weiterbildungsprojekte ist für mich eine gelungene Aktivität der Vollversammlung.

Lutz Scholz, Arbeitnehmer-Vizepräsident

Selbstverwaltung

Der Präsident der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade wird während der jüngsten Legislaturperiode als stellvertretender Vorsitzender der LHN (Landesvertretung Niedersächsischer Handwerkskammern) erneut bestätigt und zum neuen Mitglied des ZDH-Präsidiums (Zentralverband des Deutschen Handwerks) gewählt. Damit gewinnt die Stimme der Handwerkskammer Gewicht in Niedersachen und bundesweit. Matthias Steffen ist von der Vollversammlung zum zukünftigen Hauptgeschäftsführer gewählt worden. Der 52-jährige jetzige stellvertretende Hauptgeschäftsführer tritt das Amt am 1. September 2024 an, wenn der bisherige Amtsinhaber, Eckhard Sudmeyer, in den Ruhestand geht.

Imagekampagne

Im Januar 2010 ist die Imagekampagne des deutschen Handwerks für eine Laufzeit von fünf Jahren mit der Beteiligung und Unterstützung aller deutschen Handwerkskammern an den Start gegangen. Sowohl 2014 als auch 2019 wurde sie um weitere fünf Jahre bis einschließlich 2024 verlängert. Angesichts der bereits erzielten und in Umfrageergebnissen nachgewiesenen Erfolge der Imagekampagne und angesichts der demografischen Entwicklung, die erwarten lässt, dass die Suche nach Lehrlingen und Fachkräften im Handwerk in Zukunft schwieriger werden, hat das Ehrenamt der Handwerkskammer abermals einer Verlängerung der Imagekampagne um ein halbes Jahrzehnt zugestimmt.