Interview mit Denise RosenthalPrävention bei Stresssituationen und Burnout
Wie kann ein Betriebsinhaber vermeiden, dass ihn zu viel Stress krank macht?
Denise Rosenthal: Das ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Wichtig ist, dass Betriebsinhaber ihren Stresslevel realistisch einschätzen und aktiv gegensteuern, bevor es zu spät ist. Dazu gehört, klare Grenzen zu ziehen, Aufgaben zu delegieren und für eine strukturierte Arbeitsumgebung zu sorgen. Auch Entspannungstechniken, Bewegung, ausreichend Schlaf und eine gesunde Lebensweise tragen zur Stressresistenz bei.
Was sollte ein Betriebsinhaber tun, wenn er sich bereits mental angeschlagen fühlt?
Denise Rosenthal: In diesem Fall ist es wichtig, sich frühzeitig Hilfe und Unterstützung zu suchen. Das bedeutet: Akzeptanz der eigenen Grenzen, bewusste Planung von Auszeiten und Entspannungsphasen. Man sollte offen mit Freunden oder der Familie über seine Gefühlslage kommunizieren. Professionelle Hilfe durch Ärzte oder Therapeuten kann zusätzlich neue Perspektiven eröffnen. Im Betrieb selbst können offene Gespräche mit Vertrauenspersonen, das Delegieren von Aufgaben und die Nutzung betrieblicher Gesundheitsangebote entlasten. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben kann helfen und weitere Möglichkeiten aufzeigen.
Welche Empfehlungen gibt es für die Betriebsführung bei Diagnose Burnout?
Denise Rosenthal: Ein Burnout ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein ernstzunehmendes Warnsignal, das eine Auszeit und professionelle Hilfe erfordert. Betroffene Betriebsinhaber sollten sich ausreichend Zeit für die Genesung nehmen und sich professionelle Unterstützung durch Ärzte und/oder Therapeuten suchen. Wichtig ist, die Ursachen des Burnouts zu analysieren und Strategien zu entwickeln, die eine zukünftige Überlastung vermeiden. Man sollte sich keinen Druck machen, schnellstmöglich wieder zurückzukehren. Das ist bei Selbstständigen natürlich eine andere Situation als bei Angestellten in großen Unternehmen. Trotzdem gilt in beiden Fällen: Die Genesung und die eigene Gesundheit haben oberste Priorität. Im Unternehmen müssen Verantwortlichkeiten während der Abwesenheit klar geregelt und Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner transparent informiert werden. Gegebenenfalls bietet die Situation auch die Möglichkeit, Strukturen im Unternehmen zu überdenken und gesundheitsfördernde Maßnahmen zu etablieren, um die Gesundheit aller Mitarbeiter nachhaltig zu unterstützen.
Welche Möglichkeiten gibt es, sich während des Betriebsalltags zu entspannen, wenn der Druck hoch ist? Welche Rollen spielen hierbei die Arbeitszeiten?
Denise Rosenthal: Es kann helfen, den Tag vorab zu planen und für sich zu strukturieren. Wichtig dabei sind bewusste Pausen, in denen man wirklich abschaltet und nicht weiterarbeitet. Diese kann man dann zum Beispiel für kurze Entspannungseinheiten wie bewusstes Atmen, Progressive Muskelentspannung oder eine kurze Meditation nutzen. Auch Bewegung in Form von Spaziergängen an der frischen Luft oder Dehnübungen können helfen, um den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken. Flexible Arbeitszeiten, klare Grenzen und kommunizierte Offline-Zeiten können zusätzlich zur Entspannung beitragen.