TitelthemaPersonal nach Maß
Personalentwicklung ist Maßarbeit: Ausbildung, Weiterbildung, Flexibilität und sogar Umschulung sind für Torsten Franke Teile einer funktionierenden Strategie: „Ich bin stolz auf mein Personalkonzept“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Olaf Oppermann hat Torsten Franke in der GS Gabelstapler-Service GmbH in Wolfenbüttel eine Personalkultur geschaffen, die nicht nur dem Betriebsklima zugutekommt, sondern auch effektiv und wirtschaftlich ist.
Mit einem angepassten Arbeitszeitmodell könne schon viel bewegt werden. Franke erklärt: „Es geht auch darum, gutes Personal zu halten und eine Win-win-Situation zu schaffen.“ Und manchmal gibt es unvorhergesehenen Handlungsbedarf: „Unser Gabelstapler-Mechaniker Kai Grönwoldt erlitt vor ein paar Jahren am Arbeitsplatz einen Herzinfarkt, musste von seinen Kollegen mit einem Defibrillator wiederbelebt werden. Im Rettungswagen holte ihn ein Arzt dreimal ins Leben zurück. Später kamen noch zwei Bandscheibenvorfälle hinzu“, erinnert sich der Geschäftsführer. Schwere Zeiten auch für Kai Grönwoldt: „Es war schnell klar, dass ich nach meiner Genesung nicht an meinen alten Arbeitsplatz zurück konnte.“ Die Ärzte hätten bereits während der Reha signalisiert, dass sich am gesundheitlichen Zustand auch langfristig nichts bessern werde. „Wir brauchten für den Mitarbeiter eine Alternative“, sagt Torsten Franke. Er bot ihm eine Umschulung im Unternehmen an. Mit der Ausbildereignungsprüfung startete Grönwoldt somit in die Neuorientierung. „Mit dem Schein konnte ich anschließend eine Fahrlehrerausbildung bei der Berufsgenossenschaft absolvieren“, erzählt er. Es folgten Software-Schulungen und Telefontraining. Heute ist Grönwoldt Mitarbeiter in der Mietabteilung, Elektrofachkraft und Ausbilder von Flurförderzeug-Bedienern und Gabelstaplerfahrern. „Natürlich habe ich anfangs meinen alten Job vermisst“, sagt der 57-Jährige. Er weiß aber auch: „Das hier war eine gute Chance und super Alternative für mich, im Berufsleben und im Unternehmen zu bleiben.“
Im Betrieb soll auch Tobias Munzert bleiben. Der 24-jährige Berufskraftfahrer zieht aus familiären Gründen nach Duderstadt, ins südliche Niedersachsen. „Wir haben in Göttingen eine Außenstelle bei einem großen Industriekunden mit langfristigen Full-Service Verträgen und der derzeitige Service Techniker geht Ende 2023 in den verdienten Ruhestand“, erzählt Torsten Franke. Den Job solle Tobias Munzert übernehmen. Anstatt den geschätzten und motivierten Mitarbeiter ziehen zu lassen, habe er daher nach Maßnahmen gesucht, ihn zu halten. Eine Ausbildung soll die Lösung sein: „Als Mentor möchte ich ihm zur Seite stehen und ihm alles beibringen, was er für diesen Beruf braucht.“ Für Tobias Munzert ist das eine große Entscheidung, aber auch eine noch größere Chance. „Auch wenn der Status Auszubildender erstmal nicht so gut klingt, kann ich nach bestandener eine wichtige Aufgabe im Service übernehmen“, betont er lächelnd. Auch hier wieder zwei Gewinner: Karriereleiter für den Mitarbeiter, besetzte Vakanz für den Betrieb. „In der Personalarbeit läuft vieles über Vertrauen und alles über persönliche Gespräche“, erklärt Torsten Franke. Individuelle Wege und die Ausbildung eigener Fachkräfte würden genauso dazu gehören wie ein familiäres Arbeitsumfeld mit flachen Hierarchien, trotz einer Anzahl von 45 Mitarbeitenden. Stolz nennt der Geschäftsführer in diesem Zusammenhang eine Zahl: „Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit bei uns beträgt elf Jahre.“ Für ihn ein Beleg für Zufriedenheit und der permanenten Fortbildungsmöglichkeiten. „Wir konnten seit Jahren unsere Lehrstellen ohne Probleme besetzen.“
Seit über vierzig Jahren werden Intralogistik-Kunden in einem Gebiet von Hannover bis Helmstedt, von Celle bis Göttingen sowie im gesamten Harz von der GS Gabelstapler-Service GmbH bedient. Tendenz: Wachstum.
Interview mit Günter Neumann zum Thema Personalentwicklung
Lesen Sie hier das Interview mit Günter Neumann, Leiter Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer