Interview mit Ricarda KleinNachfolge in Handwerksbetrieben

Interview mit Ricarda Klein zum Thema Nachfolge in Handwerksbetrieben

Staffenstab, der von einer Person an eine andere übergeben wird
Rawpixel.com – stock.adobe.com

Frau Klein, Sie wollen insbesondere junge Fachkräfte und zukünftige Betriebsinhaberinnen und -inhaber in Nachfolgefragen beraten. Warum ist das so wichtig?

Ricarda Klein: Die Betriebsnachfolge ist eine der größten Herausforderungen im Handwerk. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer denken erst spät daran, wer ihren Betrieb einmal weiterführen soll. Doch eine rechtzeitige Planung sorgt dafür, dass der Betrieb erfolgreich weiterläuft – sei es innerhalb der Familie, durch Mitarbeitende oder durch eine externe Nachfolge. Außerdem kann eine gut geplante Übergabe helfen, finanzielle Risiken zu minimieren und das Lebenswerk zu sichern.

Ab wann sollte man sich mit der Nachfolge beschäftigen?

Ricarda Klein: Am besten von Anfang an! Natürlich denkt man als junge Unternehmerin oder junger Unternehmer nicht sofort ans Aufhören. Aber je früher man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Zeit hat man, eine passende Lösung zu finden. Spätestens fünf bis sieben Jahre vor der geplanten Übergabe sollte man sich Gedanken machen und konkrete Schritte einleiten. Dabei kann es hilfreich sein, regelmäßig eine betriebswirtschaftliche Analyse durchzuführen, um den Wert des Unternehmens zu kennen und rechtzeitig Optimierungen vorzunehmen, damit das eigene Unternehmen auch für potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger attraktiv ist.

Was sind die häufigsten Fehler, die Sie in Ihrer Beratung erleben?

Ricarda Klein: Ein großer Fehler ist, dass das Thema verdrängt wird. Viele Handwerksbetriebe sind stark vom Inhaber oder der Inhaberin abhängig. Wenn dann plötzlich ein Notfall eintritt, fehlt ein Plan. Auch die finanzielle Vorbereitung wird oft unterschätzt. Eine Betriebsübergabe kann mit Kosten verbunden sein, und auch steuerliche Fragen spielen eine große Rolle. Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer zu spät Gedanken über potenzielle Nachfolger machen und mögliche Kandidaten nicht rechtzeitig einarbeiten. Auch die offene Kommunikation über das Thema mit den eigenen Mitarbeitenden fehlt oftmals im Betrieb. Vielleicht findet sich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin in den eigenen Reihen und diese Person muss nur noch systematisch auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden.

Haben Sie praktische Tipps für eine gute Nachfolgeplanung?

Ricarda Klein: Ja, da gibt es drei wichtige Punkte: Erstens, frühzeitig mit potenziellen Nachfolgerinnen oder Nachfolgern sprechen – sei es in der Familie oder im Betrieb. Zweitens, den Betrieb so aufstellen, dass er auch ohne die aktuelle Inhaberin oder den Inhaber gut funktioniert. Drittens, sich Unterstützung holen, sei es bei der Handwerkskammer oder durch Fachleute für Finanzen und Recht. Außerdem empfehle ich, ein Übergabekonzept zu erstellen. Darin sollten alle wichtigen Punkte zur Nachfolge geregelt sein, etwa betriebliche Abläufe, Kundenbeziehungen und finanzielle Rahmenbedingungen. Auch hier bieten wir den Betriebsinhaberinnen und -inhabern natürlich Unterstützung mit unseren kostenlosen Beratungsleistungen.

Welche Rolle spielen emotionale Aspekte bei der Betriebsnachfolge?

Ricarda Klein: Emotionen spielen eine große Rolle. Besonders in Familienbetrieben ist die Nachfolge oft eine heikle Angelegenheit. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer tun sich schwer, loszulassen, oder haben Sorgen, ob ihre Nachfolge den Betrieb in ihrem Sinne weiterführt. Hier helfen offene Gespräche und ein klarer Plan. Ein moderierter Austausch, zum Beispiel durch eine neutrale Beratungsperson wie mich, kann helfen, Konflikte zu vermeiden, die unterschiedlichen Bedürfnisse zu adressieren und die Gesprächsbereitschaft zu erhalten.

Kontakt

Ricarda Klein
Fotografenwerk Hamburg / Oliver Görnandt-Schade

Ricarda Klein

Betriebsberatung

Friedenstraße 6

21335 Lüneburg

Tel. 04131 712-208

ricarda.klein--at--hwk-bls.de