Die Handwerkerinnen und Handwerker der Tischlerei Meyer & Comp. GmbH
Handwerkskammer

TitelthemaFrauen gehören zum Handwerk

Ob Beschäftigung in Teilzeit, mit Kindern oder ganz flexible Arbeitszeiten – individuelle Angebote für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handwerk und mehr Offenheit für Frauen in sogenannten Männerberufen haben schon einige Betriebe umgesetzt: so auch die Tischlerei Meyer Comp GmbH bei Wolfsburg und Malermeister Stephan Heuser, der seinen Betrieb bei Winsen (Luhe) führt.

 

"Fähigkeiten und Stärken sind unabhängig vom Geschlecht."

Die Tischlerei Meyer & Comp. GmbH beschäftigt genauso viele Frauen wie Männer.

Tischlermeister Roland Hage mit Sophie Wehke
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Wenn es im Handwerk eine Frauenquote gäbe, würde sie Roland Hage in seinem Betrieb sicherlich erfüllen. In der Tischlerei Meyer & Comp. GmbH in Velpke besteht die Belegschaft zur Hälfte aus Frauen. „Ich hatte in den vergangenen Jahren mehr Bewerberinnen als Bewerber“, erinnert sich der Betriebsinhaber. „Mit der Arbeitseinstellung und der Leistung der Frauen bin ich hoch zufrieden und bemerke keinen Unterschied zu den Kollegen.“ Auf seinen Baustellen sei die Stimmung gut: „Das ist auch darauf zurückzuführen, dass hier Frauen und Männer ihre Stärken zusammenführen.“ Oft komme es nur auf eine gute Arbeitsteilung an; an die eigenen Grenzen würden beide Geschlechter mal stoßen. „Jeder hat andere herausragende Fähigkeiten – das ist geschlechterunabhängig“, sagt Roland Hage.

Der 48-Jährige habe in seiner Tischlerei immer mal wieder Frauen ausgebildet und beschäftigt Noch nie seien es so viele gewesen, die sich für das Handwerk interessieren. Vier Auszubildende habe er gerade in seinem Betrieb. Drei davon sind Frauen. Wichtig ist ihm: „Meinen Auszubildenden versuche ich eine Menge zu ermöglichen, beispielsweise einen Aufenthalt im Ausland während der Lehrzeit.“ Die menschliche, familiäre Atmosphäre in seinem Betrieb sei ihm sehr wichtig: „Wer sich wohlfühlt, kommt gern zur Arbeit, ist motiviert und zufrieden.“ Die Rückmeldungen seiner Belegschaft würden die Betriebsphilosophie bestätigen. Seine Gesellin Sophie Wehke fühlt sich so wohl, dass sie gleich noch die Meisterschule absolviert, um künftig leitende Aufgaben zu übernehmen. Ihre Gesellenprüfung hatte sie mit der Note eins bestanden, als Meisterin möchte die 21-Jährige in ihrem Ausbildungsbetrieb nun mit Unterstützung durch Roland Hage die Karriereleiter weiter aufsteigen.

Ich bemerke bei Arbeitseinstellung und Leistung der Frauen keinen Unterschied zu den Kollegen.

Roland Hage, Geschäftsführer Tischlerei Meyer & Comp GmbH

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In Teilzeit die Ausbildung zum Wunschberuf abgeschlossen

Jana Paulss hat auch als Malergesellin weiterhin individuelle Arbeitszeiten im Betrieb.

Malergesellin Jana Paulss
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Mit der Note eins hat auch Jana Paulss ihre Gesellenprüfung geschafft. Sie ist nun Malergesellin bei Malermeister Stephan Heuser in Luhdorf. Über den sehr guten Abschluss freuen sich sowohl Meister als auch Gesellin. Insbesondere, weil Jana Paulss keine gewöhnliche Lehrzeit absolviert hat: „Ich habe meine Ausbildung im Alter von 30-Jahren in Teilzeit absolviert, weil ich bereits zwei Kinder habe und mich gut organisieren musste“, erklärt sie. Durch ihr Abitur habe sie die Ausbildungszeit außerdem verkürzen können. Ihren bereits erlernten Beruf als Kosmetikerin habe sie für die Familienplanung aufgegeben, wollte aber etwas Neues machen nach der Babypause. Während der Renovierung eines sanierungsbedürftigen Hauses habe sie ihre Leidenschaft für die Raum- und Wandgestaltung entdeckt. Jedoch sei es nicht einfach gewesen, einen Ausbildungsbetrieb zu finden, in dem ihre familiäre Situation berücksichtigt wurde. „Neben den Bedenken gegenüber der Arbeitsleistung einer Frau ist auch das Thema Teilzeitausbildung keineswegs Alltag in den Betrieben“, berichtet Jana Paulss. Auch bei Malermeister Stephan Heuser seien hier noch keine Vorerfahrungen gesammelt worden. „Aber er hat mir die Chance gegeben zu zeigen, dass Ausbildung und Familie gemeinsam funktionieren können.“ Praktisch heißt das: „Ich verlasse am frühen Nachmittag die Baustelle, um meine Kinder nach der Schule betreuen zu können und Arbeiten im Haushalt zu erledigen.“ Die Akzeptanz der Kollegen wisse sie sehr zu schätzen. „Ohne Rückhalt meines Chefs und der Kollegen hätte meine Neuorientierung im Handwerk nicht geklappt.“ Umso glücklicher sei sie, dass sie weiterhin als Gesellin beschäftigt wird. In Teilzeit. „Über diese individuelle und flexible Anpassung an meine Situation als in Trennung lebende Mutter bin ich sehr glücklich“, betont die 31-Jährige. „Bestimmt profitieren Betrieb und Arbeitnehmende von einer solchen Lösung gleichermaßen“, fügt sie lächelnd hinzu.

Mein Chef hat mir die Chance gegeben zu zeigen, dass Ausbildung und Familie gemeinsam sehr gut funktionieren können.

Jana Paulss, Malergesellin Malermeister Stephan Heuser

www.meisterheuser.de