Interview mit Kilian Böse, Außenwirtschaftsberater der HandwerkskammerAußenwirtschaft im Handwerk

Was sind die ersten Schritte, die ein Handwerksbetrieb unternehmen sollte, wenn er auf dem internationalen Markt Fuß fassen will?

Kilian Böse: Der erste Schritt ist, sich über die Zielmärkte zu informieren. Betriebe sollten herausfinden, wo ihre Dienstleistungen und Produkte gefragt sind und welche besonderen Anforderungen und Gegebenheiten in diesen Märkten herrschen. Es ist auch wichtig, sich über die rechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren wie etwa die Anforderungen an Arbeitsgenehmigungen und Zertifizierungen. Zusätzlich sollten Betriebe Netzwerke aufbauen und Informationsangebote wie Unternehmerreisen oder Internationale Messen nutzen, um potenzielle Partner und Auftraggeber zu finden.

Welche Herausforderungen begegnen Handwerksbetrieben oft bei Auslandsaufträgen und wie können diese überwunden werden?

Kilian Böse: Eine der größten Herausforderungen ist die Bürokratie. Jedes Land hat eigene Vorschriften und Regularien, die beachtet werden müssen. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede sollten ebenfalls nicht unterschätzt werden, gerade, wenn Aufträge im Ausland durchgeführt werden. Ein weiterer Punkt sind die finanziellen Herausforderungen wie zum Beispiel die Sicherstellung der Bezahlung. Eine gute Planung und Vorbereitung sind hier unerlässlich.

Welche praktischen Tipps haben Sie für Handwerksbetriebe, die ihre Dienstleistungen auch im Ausland anbieten möchten?

Kilian Böse: Wichtig ist, frühzeitig mit der Planung zu beginnen und sich gut vorzubereiten. Das umfasst vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Logistik und die Beschaffung von Materialien. Ein weiterer Aspekt ist die Schulung der Mitarbeiter – nicht nur fachlich, sondern gegebenenfalls auch in Bezug auf die sprachlichen und kulturellen Unterschiede. Ein lokaler Partner oder die deutschen Auslandshandelskammern können hier hilfreich sein. Zudem sollten Betriebe darauf achten, Verträge klar und detailliert zu gestalten, um Missverständnisse zu vermeiden und rechtliche Sicherheit zu haben.

Was hat denn ein Betrieb davon, im Ausland tätig zu werden?

Kilian Böse: Durch die Erschließung ausländischer Märkte kann ein Handwerksbetrieb seine Kundenbasis vergrößern und neue Umsatzquellen erschließen. Er wird unabhängiger von der Binnenkonjunktur, kann Arbeitsplätze erhalten oder sogar neue schaffen und sichert seinen Unternehmenserfolg. Die Auseinandersetzung mit neuen Märkten und unterschiedlichen Kundenanforderungen kann außerdem die Innovationsfähigkeit des Betriebs fördern und zu neuen Produkten und Dienstleistungen führen. Und nicht zuletzt kann die internationale Tätigkeit das Image des Betriebs stärken und ihn als innovativen und global agierenden Anbieter positionieren. Dies kann wiederum die Attraktivität des Betriebs für Fachkräfte erhöhen und neue Kooperationen und Partnerschaften fördern.

Welche Unterstützung bietet die Handwerkskammer Handwerksbetrieben an, die in die Außenwirtschaft einsteigen möchten?

Kilian Böse: Die Außenwirtschaftsberatung der Handwerkskammer hilft und berät Unternehmen, die international Geschäfte machen wollen. Das geht von Auslandsadressen für Export- oder Importgeschäfte über Informationen zu Besonderheiten bei Auslandsaktivitäten bis hin zu Tipps zur Finanzierung und Kreditsicherung bei Auslandsgeschäften sowie zur Kalkulation. Außerdem laden wir ein zu Informationsveranstaltungen und Unternehmerreisen in die EU-Mitgliedstaaten. Und natürlich bieten wir auch ganz allgemeine Informationen dazu, was man bei einem Auftrag im Ausland beachten muss.